Foto: Hoffmann.
26.09.2020
Nachrichten-Überblick
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Hamburg fordert in der Corona-Krise mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der finanziellen Lasten. Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger: „Je ärmer, desto verheerender sind die Folgen von Corona für jeden Einzelnen. Wir brauchen ein Umdenken, um eine noch größere soziale Spaltung der Gesellschaft zu verhindern.“ Dazu gehöre es, Vermögende stärker an den Kosten der Krise zu beteiligen, den Sozialstaat auszubauen, sowie die Qualifizierung von Beschäftigten voran zu treiben.

"Wir brauchen nachhaltige Reformen neben den vielen Konjunkturmaßnahmen in Stadt und Bund."

 
„Seit Ausbruch der Krise kämpfen die Gewerkschaften an der Seite der Beschäftigten, um Jobs zu sichern und negative Auswirkungen abzufedern“, so Karger. Das habe natürlich weiterhin oberste Priorität, wenn es jetzt in den Herbst und Winter mit einer möglichen erneuten Zuspitzung der Krise ginge. Doch der Blick müsse auch weiter nach vorne gehen. „Deswegen brauchen wir nachhaltige Reformen neben den vielen Konjunkturmaßnahmen in Stadt und Bund.“

Unter dem Titel "Sozialstaatliche Arbeitsmarktpolitik jetzt!" hat der DGB 13 Reformansätze als Ergänzung zum von der Bundesregierung beschlossenen Konjunkturpaket vorgeschlagen.

Der Mensch gehört bei allen Überlegungen in den Mittelpunkt

Der gemeinsame Ansatz aller Vorschläge: Aus Corona lernen heißt – Weichenstellung für soziale Gerechtigkeit und Aufstiegsmobilität in Zeiten des Umbruchs. Die 13 Reformansätze umfassen diverse Bereiche, von der Ausbildung über die Kurzarbeit bis hin zu europäischen Standards. Das ganze Papier gibt es unter diesem Link.

Auch die Mitglieder der IG Metall Küste diskutieren derzeit ein Papier unter dem Titel "Gegen das Weiter-so - für einen neuen Aufbruch". "Der Mensch gehöre bei allen Überlegungen in den Mittelpunkt", sagt Daniel Friedrich, der Bezirksleiter.

Hamburgs Gewerkschaften (Foto: DGB HH).

 

Was Hamburger Gewerkschaften sagen

 

Sieglinde Frieß, stellvertretende Landesbezirksleiterin ver.di (Foto: Frieß/wikipedia).

„Wichtig war für ver.di erst mal die größtmögliche Sicherheit herzustellen, was wir u.a. mit den Tarifverträgen zur Kurzarbeit sehr gut geregelt haben. Jetzt gilt es diese Absicherungen – auch für Soloselbstständige – zu verstetigen aber auch Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln. Wir nehmen diese Herausforderungen der nächsten Monate an und erwarten politische Beteiligung und Tarifverträge auf Augenhöhe. Ein wichtiger Gradmesser für uns werden dabei die Ergebnisse im öffentlichen Dienst, beim Nahverkehr und im Sozial- und Erziehungsdienst sein. Corona darf nicht für wilde Abbauphantasien genutzt werden."

Emanuel Glass, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Hamburg (Foto: IG Metall).

„Unter dem Deckmantel der Corona Pandemie deuten sich in einigen Betrieben drastische Personalreduzierungen an. Das ist der falsche Weg. Wir fordern in diesen Fällen Verhandlungen über Perspektiven und Beschäftigungssicherung ein. Die Transformation darf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten umgesetzt werden. Hierfür sind wir auch bereit im Rahmen von Zukunftstarifverträgen über Arbeitszeitreduzierung mit einem Teilentgeltausgleich zu reden."

Jan Koltze, Bezirksleiter IG BCE (Foto: IG BCE).

„Wir müssen alles dafür tun, um wirtschaftliche Strukturen und Wertschöpfungsketten zu erhalten. Und wir sollten die Gelegenheit nutzen, um die Transformation in den Betrieben weiter voran zu bringen und sie im Sinne der Beschäftigten zu gestalten. Wir sind sehr wachsam, dass dabei niemand abgehängt wird.“
„Ein Virus darf uns nicht in der Lohnentwicklung um Jahre zurückwerfen. Es darf auch nicht dazu führen, dass die Existenzen der Beschäftigten gefährdet werden und junge Menschen in den Betrieben nicht ausgebildet werden. Als zuständige Gewerkschaft fordern wir für unsere Mitglieder, dass dieser Entwicklung entschieden entgegengetreten wird!“

Matthias Maurer, Vorsitzender der IG BAU Hamburg (Foto: Harning).

„In Branchen wie dem Bau oder in der Gebäudereinigung wurde in den vergangenen Monaten durchgearbeitet –oft sogar härter, als in der Vor-Corona-Zeit. Dafür erwarten wir nicht nur Anerkennung und einen wirkungsvollen Infektionsschutz am Arbeitsplatz, sondern auch respektvolle Angebote der Arbeitgeber in den Tarifverhandlungen. Dass die nicht kommen, sorgt in den Betrieben zunehmend für schlechte Stimmung.“

Fredrik Dehnerdt, Erster Stellvertretender Vorsitzender der GEW Hamburg (Foto: GEW/Roland Stolze)

„Das schulische Ausbildungssystem muss pandemiesicherer als bisher aufgestellt werden, auch um die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit zu sichern. Nur wenn dies gelingt, wird die aktuelle Krise dauerhaft zu bewältigen sein. Die Beschäftigten in Kindertagesstätten und an den Schulen leisten in dieser belastenden Zeit hervorragende und systemrelevante Arbeit und Mehrarbeit, die neben symbolischem Klatschen auch eine höhere finanzielle Wertschätzung verdient hat.“

Frank Maur, Geschäftsstellenleiter EVG Hamburg (Foto: EVG).

„Zum Glück musste bei uns niemand in Kurzarbeit gehen. Aber mit Blick auf den Herbst und die sich anhäufenden Verluste bei der Bahn führen wir Gespräche mit allen Beteiligten, um auch auf negative Entwicklungen vorbereitet zu sein. Wir werden alles dafür tun, um unsere Kolleg/-innen dafür abzusichern.“

Horst Niens, Vorsitzender der GdP Hamburg (Foto: GdP).

„Das Falscheste wäre, jetzt am Öffentlichen Dienst zu sparen. In dieser angespannten Situation müssen sich die Hamburger/-innen auf die Polizei verlassen können. Alles andere könnte zu einem Vertrauensverlust in die Staatsorgane führen. Das dürfen wir nicht riskieren.“