"Frieden, Solidarität & Faire Löhne" (Foto: Junge BAU Hamburg).
"Frieden, Solidarität & Faire Löhne" (Foto: Junge BAU Hamburg).
04.11.2025
Nachrichten

Am 18. Oktober fanden sich 40 Gewerkschafter, junge Arbeiter und Studierende im Bezirk Altona zusammen, um an der ersten BAU-Jugendkonferenz der Hansestadt teilzunehmen. Die Junge BAU Hamburg hatte eingeladen - und zwar breit. Daher nahm die Mitgliederversammlungen der JungenBAU erstmals die Funktion einer Bezirksjugendkonferenz ein. Statt sie aber fern ab der meisten Kolleginnen und Kollegen in einem Gewerkschaftskeller mit einer Handvoll Aktiven abzuhalten, entschied sich die Junge BAU Hamburg ihre Konferenz weiter zu öffnen. Auch für noch nicht aktive Kollegen und andere Gewerkschafter. 

Die Moderation, bestehend aus dem amtierenden Vorsitzenden der Jungen BAU Hamburg und einem Gewerkschaftskollegen aus der IG Metall-Jugend, leitete nach der Begrüßung zum Jahresrückblick über. Begleitet von eindrucksstarken Bildern trugen zwei Kollegen der Jungen BAU vor, was in den letzten Monaten geleistet wurde:

  • Bei der Veranstaltung „Wir planen die Stadt. Aber wer baut sie?“ lernten Auszubildende aus dem Bauhauptgewerbe und Studierende der HafenCity Universität, dass sie am selben Strang ziehen müssen.
  • Die Jugend unterstützte den Arbeitskampf der Kollegen der Baufirma Friedrich Holst für volle Tarifvertragsanerkennung.
  • Es gab eine Mahnwache zur Eröffnung des Westfield Centers zum Gedenken an mindestens sechs getötete Bauarbeiter - mehrere Hundert Menschen beteiligten sich.
  • Der Workers Memorial Day wurde gemeinsam begangen und soll ab nächstem Jahr mit allen DGB-Gewerkschaften gemeinsam organisiert und gestaltet werden.
  • Eine Frauengruppe der Jungen BAU Hamburg wurde gegründet, um junge Kolleginnen zu organisieren, sich auszutauschen und ihre Interessen sichtbar zu machen.
  • Angriffe auf Arbeiter und Gewerkschafter in Panama veranlassten zu einer Videokonferenz mit der panamaischen Gewerkschaft SUNTRACS zur Stärkung der internationalen Solidarität.
  • Die eigene Zeitung „Unter Kollegen“ erschien erstmals und wird regelmäßig an Betrieb und Berufsschule verteilt und diskutiert.
  • Abschließend die gemeinsame Teilnahme von 40 Gewerkschaftern aus Hamburg an der Friedensdemo am 3. Oktober in Berlin, wo die Junge BAU Hamburg zusammen mit vielen weiteren Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern einen starken Block bildete

Nach dem Jahresrückblick folgten kurzes Grußworte der DGB-Jugend Hamburg und der IG Metall Jugend, anschließend ging es direkt weiter mit einer politischen Bewertung. Ein Kollege der Jungen BAU schilderte in seiner Rede die zunehmend schwierige Lage junger Beschäftigter in den BAU-Branchen. Steigende Preise, stagnierende Löhne und der Verlust sicherer Arbeitsplätze haben zu wachsender Unsicherheit geführt. Eigenheime sind für Arbeiter kaum noch bezahlbar, während die Mieten weiter gestiegen sind. Gleichzeitig setzen viele Bauunternehmen vermehrt auf schlecht bezahlte Subunternehmer, häufig mit ausländischen Beschäftigten, wodurch Löhne gedrückt und Arbeitsrechte unterlaufen werden. Rassismus und Spaltung werden genutzt, um Arbeiter gegeneinander auszuspielen und von den eigentlichen Ursachen abzulenken.

Bezirksjugendkonferenz (Junge BAU Hamburg).
Full House bei der Bezirksjugendkonferenz (Foto: Junge BAU Hamburg).

Er kritisierte, dass politische Maßnahmen wie längere Arbeitszeiten, ein höheres Rentenalter und Sozialkürzungen die Beschäftigte hart getroffen haben, während Konzerne Rekordgewinne erzielten. Die massiven Investitionen in die Aufrüstung sind dabei der Hauptgrund für den Sozialabbau. Der junge Gewerkschafter rief dazu auf, sich nicht spalten zu lassen, sondern gemeinsam für gerechte Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und Frieden einzutreten.

 

Starke IG BAU-Jugend - das Fundament der Zukunft (Foto: Junge BAU Hamburg).
Starke IG BAU-Jugend - das Fundament der Zukunft (Foto: Junge BAU Hamburg).

Anschließend an die Bewertung wurde die Diskussion eröffnet. Fragen wurden gestellt und eigene betriebliche Zustände geschildert. Ein Bauarbeiter fragte zum Beispiel: „Was hat die Aufrüstung in Deutschland mit meiner Arbeit im Betrieb zu tun?“ Darauf konnten viele andere im Raum direkt Antworten geben. „Bei mir im Betrieb wurden 50 Kollegen aus der Wohnungsbauabteilung gekündigt, weil wir jetzt auf Infrastruktur gehen“ oder „Als ich in meinem Vorstellungsgespräch für einen Ausbildungsplatz fragte, wie es mit Montage aussieht, kam der Satz: Die Straßen und Brücken Richtung Osten müssen frei sein, wir haben also genug zu tun“. Es fand eine rege Diskussion statt und vor allem jüngere und noch unorganisierte Kollegen kamen immer häufiger zu Wort. Auch Themen wie Sicherheitsüberprüfungen im Betrieb oder wie über die immer größere Kriegsgefahr im Betrieb diskutiert wird, wurden besprochen.

Nach der Diskussion wurde draußen ein Gruppenfoto gemacht. Dann fand eine Pause statt, in der gemeinsam gegessen und Zwiegespräche geführt werden konnten. Anschließend fand auf der Grundlage der vergangenen Arbeit, der Bewertung und der Diskussion die Vorstellung der Ziele für das kommende Jahr statt. Nacheinander stellten verschiedene aktive Kolleginnen und Kollegen die Ziele vor:

  • Aufbau von Berufs- und Hochschulgruppen, regelmäßige Herausgaben der Zeitung „Unter Kollegen“
  • die Arbeit der Frauengruppe intensivieren
  • die Zusammenarbeit und den Austausch mit JAV´s und mit gewerkschaftlichen Betriebsgruppen vorantreiben und, bei nicht-Bestehen, bei der Gründung unterstützen
  • die jährliche Veranstaltung einer solchen Konferenz
  • und die Gewinnung von 75 neuen Mitgliedern in den kommenden zwölf Monaten.

Aus den Zielen wurde klar: die Arbeit wird mehr und intensiver an der Basis stattfinden. Denn bei guter Gewerkschaftsarbeit muss es vor allem darum gehen, die Kolleginnen und Kollegen direkt vor Ort - also an ihrem Arbeitsplatz, in der Berufsschule oder an der Hochschule - zu organisieren. Ziel ist es die gewerkschaftliche Basis zu erweitern und zu stärken. Durch die aktive Einbindung der Beschäftigten an ihrem jeweiligen Ort und zur jeweiligen Zeit soll erreicht werden, dass die Basis selbst die Gewerkschaftspolitik bestimmt und ihre Interessen wirksam umsetzen kann. Außerdem besteht nur so die Möglichkeit mit einer breiten Masse der Kolleginnen und Kollegen in eine aktive und fortlaufende Diskussion zu geraten und das kann auch nur anhand ihrer konkreten Probleme und unter Berücksichtigung ihrer konkreten Situation und Ansichten gelingen. Deswegen ist es so unverzichtbar, die gewerkschaftliche Praxis im Betrieb oder in Berufs- und Hochschule zu entwickeln.

Die Gewerkschaftsjugend verfolgt den Ansatz, gewerkschaftliche Arbeit nicht für, sondern gemeinsam mit und als Kolleginnen und Kollegen zu gestalten. Eine starke, organisierte Basis ist die Voraussetzung dafür, dass Gewerkschaftspolitik von den Mitgliedern getragen wird und deren Bedürfnisse unmittelbar widerspiegelt. Die Basisarbeit ist daher eine Notwendigkeit, um eine breitere und effizientere Gewerkschaftsarbeit leisten zu können.

In der Besprechung dieser Ziele wurde auch aus dem Publikum ein weiteres Ziel beschlossen: Die Intensivierung der überregionalen Zusammenarbeit mit den anderen Ortsgruppen der Jungen BAU für eine gesamtheitliche Stärkung der Gewerkschaftsbewegung in ganz Deutschland.

Die Konferenz beschloss diese Ziele und es folgte die Wahl des neuen Vorstands der Jungen BAU Hamburg. Die Mitglieder stimmten über den neuen Vorstand ab und beauftragten ihn gleichzeitig mit der Koordinierung und zielführenden Unterstützung zum Umsetzen der beschlossenen Ziele. Es folgten weitere Wahlen gewerkschaftlicher Posten und zu guter Letzt wurde noch über zwei Anträge abgestimmt. Die Anträge „Gegen Militarisierung und Aufrüstung“ und „Gegen die Wehrpflicht – Ausbildungsplätze statt Kriegseinsätze“ wurden einstimmig beschlossen. Beide Anträge werden somit jeweils an die nächsten höheren Gremien entsendet, um dann dort darüber zu diskutieren und zu entscheiden. Die Kernaussagen der Anträge lassen sich zusammenfassen in: Die Junge BAU (bzw. die IG BAU) lehnt die zunehmende Militarisierung und Aufrüstung Deutschlands sowie die Wiedereinführung der Wehrpflicht entschieden ab, da beides den Interessen der Beschäftigten widerspricht, die Kriegsgefahr erhöht und junge Menschen zum Kriegsdienst zwingt, statt ihnen sichere Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu bieten. Stattdessen setzt sie sich für Frieden, internationale Solidarität, Diplomatie und gute Lebens- und Arbeitsbedingungen für junge Arbeiterinnen und Arbeiter ein.

Der nun ehemalige Vorstandsvorsitzende beendete dann die Konferenz und lud noch zum gemeinsamen Essen und Kneipenquiz ein. Einige blieben und es wurde sich weiter ausgetauscht. Die ersten der 75 neuen Mitglieder wurden gewonnen und Kontakte zu JAVis wurden geknüpft.

Die erste BAU-Jugendkonferenz in Hamburg hat eindrucksvoll gezeigt, wie fortschrittliche, basisorientierte Gewerkschaftsarbeit aussehen kann. Indem sie junge Kolleginnen und Kollegen direkt an ihrem Arbeitsplatz, in Berufsschulen und Hochschulen einbindet und offen für neue und noch nicht organisierte Mitglieder ist, stärkt sie die gewerkschaftliche Basis und macht sie handlungsfähig. Politische Diskussionen, gemeinsame Beschlüsse zu Frieden, Solidarität und Arbeitsbedingungen sowie die konkrete Planung von Basisarbeit und überregionaler Zusammenarbeit verdeutlichen: Nur durch breite Beteiligung und aktive Einbindung der Basis kann Gewerkschaftspolitik wirksam gestaltet werden. Die Konferenz sendet damit ein klares Signal nach    außen – sie ist ein Vorbild dafür, wie junge Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter politisches Bewusstsein, praktische Organisation und Solidarität erfolgreich verbinden können.