Schriftzug "Bauunternehmung" in weiß auf grünem Untergrund - das ganze auf einem von mehreren aufeinander gestapelten Betonplatten.
9,6 Prozent Auftragsrückgang im Jahresvergleich: die IG BAU warnt vor Panik (Foto: Harning).
14.03.2023
Archivmeldungen 2023

Das Auftragspolster auf dem Bau schmilzt: Im vergangenen Jahr ist der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe spürbar zurückgegangen. Die IG BAU warnt vor Arbeitsplatzabbau.

Das Statistische Bundesamt registrierte zuletzt ein Auftrags-Minus von 9,6 Prozent am Bau. Für die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) ist dies ein echtes Alarmsignal. Sie warnt die Branche aber davor, jetzt in Panik zu verfallen. Dazu erklärt das für die Bauwirtschaft zuständige Mitglied im Bundesvorstand der IG BAU, Carsten Burckhardt:

"Eigentlich müsste es deutlich mehr Wohnungsbau geben – mehr Neubau, mehr Umbau, mehr Sanierungen. Stattdessen rutschen gerade im Wohnungsbau die Auftragseingänge weg. Immer mehr Akteure ziehen sich zurück – nicht nur börsennotierte Unternehmen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen, auch einige kommunale, genossenschaftliche und kirchliche Wohnungsgesellschaften legen zur Zeit Bauprojekte auf Eis. Das ist fatal und gefährlich. Denn es fehlen Wohnungen – bundesweit über 700.000. Wir haben das größte Wohnungsdefizit seit knapp dreißig Jahren.

Wenn die Wohnungswirtschaft jetzt in eine Neubau- und Umbau-Lethargie fällt, erhöht sie die Not auf dem Wohnungsmarkt. Und sie sorgt in der Bauwirtschaft für Verunsicherung. Es geht deshalb jetzt darum, gegenzusteuern.

Aber auch die Bauwirtschaft ist gefordert, jetzt nicht in Panik zu verfallen. Die Auftragsbücher sind noch voll und der Bedarf an Wohnraum, energetisch sanierten Bestandsgebäuden, Schulsanierungen und am Ausbau der Infrastruktur ist weiter ungebrochen.

Ein Mann mit Brille in blauem Anzug, im Hintergrund ein IG BAU-Banner in Rot und Weiß.
Carsten Burckhardt (Foto: IG BAU).

Einen Fehler dürfen wir jetzt nicht machen: Wir dürfen keine Bauarbeiter nach Hause schicken. Die in den letzten Jahren mühsam aufgebaute Kapazität am Bau ist nämlich eine wertvolle Ressource. Die darf – auch in der Krise – nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

Ansonsten erleben wir den „Gastro-Effekt“: Wer einmal geht, der ist weg. Der kommt, wenn man ihn wieder braucht, auch nicht zurück. Das haben die Pandemie-Lockdowns in der Gastronomie gezeigt. Bund und Länder müssen deshalb jetzt alles tun, damit es auf dem Bau weiterläuft: intensiver fördern und das Bauen deutlich erleichtern – vor allem das Aufstocken und den Umbau. Das Bauen im Bestand muss wesentlich vereinfacht werden: Notwendig ist ein konsequentes Durchforsten des Dickichts von Gesetzen und Verordnungen – ein „Ausmisten“ bei den Vorschriften, die den Neubau und Umbau verhindern.

Jetzt muss der Staat insbesondere sozial orientierte – also kommunale, genossenschaftliche und kirchliche – Wohnungsunternehmen in die Lage versetzen, Wohnungen zu bauen: vor allem Sozialwohnungen und bezahlbare Wohnungen. Er muss jetzt alles tun, damit sie bauen können und wollen. Dazu muss der Staat seine Förderung auf neue Füße stellen.

Manpower und Material sind da. Dieses Potential darf der Staat jetzt nicht verschenken. Wenn der Staat den Wohnungsbau jetzt im Stich lässt, wird es lange dauern, bis er wieder auf die Beine kommt. Und er würde viel aufs Spiel setzen: einen zentralen Motor der Binnenkonjunktur. Genau das ist nämlich der Wohnungsbau."