Der ehemalige Maurer-Fachgruppenvorsitzende Max Korndörfer (li.) und Gerd Hertel (Vorsitzender der Hamburger IG BSE 1971-1991) im Gespräch.
01.02.2012
Archivmeldungen 2012
Danke für Eure Hilfe“, mit diesen Worten beendete Regionalleiter André Grundmann seine kurze Ansprache an die Runde, die sich am Nachmittag des 31. Januar im Versammlungsraum in der Jungestraße zusammengefunden hatte. Nach gemütlichem Plausch und Kaffeetrinken machten sich die ehemaligen Gewerkschaftsfunktionäre zu einem Rundgang durch das jetzt schon 101jährige Bundeshaus auf, sahen viel Neues und einiges Bekanntes.
Karl-Heinz Schween, 1952-58 in der Bau-Jugend aktiv, beim Betreten des Jugendkellers: „Hier war ich zuletzt vor 53 Jahren!“ Zwar waren die Räume erst kürzlich wieder von der IG BAU-Jugend aufgepeppt- und auch sonst in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach umgebaut worden, dennoch konnte Schween im Jugendkeller zeigen, in welchen Räumen damals „modelliert“ wurde, wo also in den 50er Jahren Lehrlinge anhand von Modellen Mauerverbände und Dachabbünde übten. Bis zu 400 Modellierabende pro Jahr zählte die Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden damals, fast jeden Abend waren die Jugendräume geöffnet – meist für mehrere Gruppen gleichzeitig.

Während Karl-Heinz Schween also die – gewerkschaftlich betrachtet – „goldenen 50er“ wieder aufleben ließ, tauchten der ehemalige Bezirksvorsitzende Gerhard Hertel und der langjährige Maurer-Fachgruppenvorsitzende Max Korndörfer verstärkt in die 70er und 80er Jahre ein, als ihre gewerkschaftlichen Wege sich vielfach kreuzten. Während Korndörfer das Bundeshaus damals eigentlich nur dann von innen sah, wenn eine Fachgruppenversammlung mal zu klein für den Legiensaal des Gewerkschaftshauses am Besenbinderhof war, wurde es für Hertel zum erweiterten Wohnzimmer: Nachdem er schon fast zwei Jahrzehnte für die IG BSE als Sekretär tätig war, wurde er 1971 zum Geschäftsführer und Vorsitzenden der „Verwaltungsstelle“ (heute Bezirksverband) Hamburg gewählt - zum „Hausherrn“ des Bundeshauses. Erst 1991 endete Hertels Zeit an der Spitze der Organisation, bis heute ist er der langjährigste Vorsitzende der Hamburger Baugewerkschaft.
 
Elke Kloppenburg, Hasso Mecklenburg und Karl-Heinz Schween

Elke Kloppenburg, im Hintergrund Hasso Mecklenburg (li.) und Karl-Heinz Schween

Heinrich Bendt

Heinrich Bendt, langjähriges Mitglied im Verwaltungsstellenvorstand

Edda und Klaus Knickmeier, sie töpferte das BAU-Wappen über dem Eingang Jungestraße, er stand der IG BAU Hamburg lange Jahre vor

Edda und Klaus Knickmeier (alle Fotos: Harning)

 
Als „langjährig“ kann man auch Elke Kloppenburg bezeichnen, sie ist beispielsweise seit Mitte der 70er Jahre Betriebsratsvorsitzende beim Gebäudereinigungsunternehmen Bogdol und etwa ebenso lange in der Fachgruppe Gebäudereinigung aktiv. Als sie 1980 zu ihrer ersten Betriebsrätefragestunde im Haus des Sports am Schlump erschien, beugte sich nach kurzer Zeit ein Kollege zu ihr herüber und flüsterte ihr wohlwollend zu: „Ich glaube, Sie sind hier verkehrt. Das ist eine Veranstaltung der IG Bau-Steine-Erden.“ Verkehrt war sie freilich nicht und geblieben ist sie nicht nur im Haus des Sports: Inzwischen ist Elke Kloppenburg Fachgruppenvorsitzende, Mitglied des Bezirksvorstands und hat mehrere Hundert KollegInnen in die Gewerkschaft geholt.

Das trifft letztlich auch auf Edda und Klaus Knickmeier sowie Hasso Mecklenburg zu, im Zusammenhang mit dem Bundeshaus verbindet die drei aber auch eine handwerkliche Dienstleistung: Nachdem über dem gemauerten Rundbogen am Eingang Jungestraße seit Kriegsende ein lorbeerumrahmter, leerer Kreis prangte – bis 1945 vermutlich mit einem Hakenkreuz darin – fasste sich das „dynamische Trio“ 2001 ein Herz, stellte eine Fliese mit „BAU“-Aufschrift her und baute sie fachmännisch ein. Zu diesem Zeitpunkt war Klaus Knickmeier bereits zehn Jahre Bezirksvorsitzender (bis 2004) und Hasso Mecklenburg gefühlt „schon immer“ Fachgruppenvorsitzender und Tarifexperte der Fliesenleger.

Aber noch einmal zurück in die 60er und 70er Jahre: Damals gehörte Heinrich Bendt über mehr als ein Jahrzehnt dem Verwaltungsstellenvorstand der IG BSE an und war in dieser Funktion nicht immer der „bequemste Vertreter“. So opponierte er Mitte der 70er Jahre gegen die damals auslaufende Doppelfunktion von Geschäftsführer und Vorsitzendem der Verwaltungsstelle. Für den Vorsitz wollte er deshalb den alternierenden Bau-BG-Chef und BSE-Funktionär Hans Mensing als Gegenkandidat zu Gerd Hertel vorschlagen – doch der spielte nicht mit. Erst 1991 – mit dem Ausscheiden Hertels – wurden die Ämter schließlich getrennt, Klaus Knickmeier war erster ehrenamtlicher Vorsitzender in Hamburg. Am 31. Januar spielten solch „olle Kamellen“ aber keine Rolle mehr: Auch Bendt und Hertel, die sich in den 70er Jahren oft kritisch gegenüber standen, tauschten sich an diesem Tag vornehmlich über gemeinsame Erinnerungen und vor allem: gemeinsame Bekannte aus.