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Carsten Burckhardt (Foto: IG BAU; Alexander Paul Englert)
19.06.2021
Archivmeldungen 2021

Sie werden Autokorsos bilden, es wird Protestkundgebungen geben, mittels Videoschalte werden sich die Bauleute digital vernetzen und vieles andere mehr. Es wird nicht ganz ruhig bleiben am kommenden Montag und Dienstag, wenn die Tarifverhandlungen im Bauhauptgewerbe in die zweite Runde gehen.

"Drei Prozent mehr Lohn und Gehalt haben die Arbeitgeber in der ersten Runde angeboten. Was für eine Mogelpackung! Sie beziehen sich nämlich auf zwei Jahre, das heißt, eigentlich liegt das Angebot bei 1,5 Prozent", sagt das Bundesvorstandsmitglied der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt und Verhandlungsführer für die Arbeitnehmer*innen, Carsten Burckhardt. "Da fallen wir nicht drauf rein, unsere Forderung lautet nach wie vor 5,3 Prozent mehr Einkommen, eine Entschädigung für die meist langen aber unbezahlten Fahrstrecken zur Baustelle sowie eine Angleichung der Ost-Löhne an das West-Niveau."
 
Nach Ansicht von Burckhardt sprechen die jüngsten Zahlen für sich: Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) ist im Mai gegenüber dem Vormonat deutlich um 2,0 Punkte auf 104,6 Punkte gestiegen. Der IAB-Frühindikator zeigt damit positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklungen an, zuletzt stand das Barometer so günstig im März 2018! Der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe betrug im März dieses Jahres rund 8,1 Milliarden Euro, das waren nicht preisbereinigt 3,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Und: Es ist der zweithöchste jemals gemessene Wert an Neuaufträgen in einem März in Deutschland. Schließlich: Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht die Wahrscheinlichkeit für ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum fast 20 Mal so hoch wie das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft demnächst in eine Rezession schlittert. Man spricht dann auch von einer "Boomwahrscheinlichkeit." 
 
"Es war und ist die Baubranche, die in Zeiten von Corona die Binnenkonjunktur entscheidend stabilisiert hat. Selbst der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) spricht deshalb von einer 'Schlüsselbranche', die bei der Produktion als auch bei der Beschäftigung noch vor den Industriebereichen wie dem Maschinenbau oder der Chemischen Industrie gelegen habe. Ich gehe davon aus, dass diese Feststellung auch am Verhandlungstisch seine Gültigkeit hat", sagt Burckhardt. "Die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter haben es verdient, sie müssen eine deutliche dickere Lohn- und Gehaltstüte fühlen können."