Uwe Grund (Foto: DGB)
12.09.2013
Archivmeldungen 2013
Wie das Statistikamt Nord am Montag bekannt gegeben hat, waren Ende 2012 fast 21.000 Hamburgerinnen und Hamburger über 64 Jahren auf staatliche Transferleistungen angewiesen. Seit 2007 ist diese Zahl um fast ein Drittel gestiegen.
Uwe Grund, Hamburgs DGB-Vorsitzender: „Wir haben eine gespaltene Entwicklung in Deutschland: Viele Rentnerinnen und Rentner haben die Voraussetzungen, ihren dritten Lebensabschnitt dank solider Rente plus betrieblicher oder privater Altersvorsorge zu genießen. Auf der anderen Seite sind inzwischen sechs Prozent der Rentnerinnen und Rentner in Hamburg auf stattliche Hilfen angewiesen." Nach Meinung von Grund hat diese bedrohliche Entwicklung zwei Ursachen: Die Absenkung des Rentenniveaus und den zunehmenden Anteil gebrochener Erwerbsbiographien.

So wirke die Absenkung der Rentenhöhe auf nur noch 43 Prozent des Durchschnittseinkommens wie eine tickende Zeitbombe. Selbst ein Durchschnittsverdiener würde damit bei ununterbrochener Erwerbstätigkeit im Alter nicht mehr leben können. "Wer nach heutigem Maßstab brutto etwa 2500 Euro verdient", so Hamburgs DGB-Chef, "dessen Rente wird sich gerade mal auf Sozialhilfeniveau befinden". Zusätzlich habe die Zahl der Erwerbsbiographien, die von längeren Phasen mit Niedriglöhnen und Minijobs, von Arbeitslosigkeit und – insbesondere bei alleinerziehenden Frauen – Arbeitsunterbrechungen geprägt sind, habe stark zu genommen. Die Folge: Die Rentenansprüche dieser Menschen sinken gleich doppelt ab, den Hungerlöhnen folgen die "Schwindsuchtrenten".

"Aus gewerkschaftlicher Sicht", so Grund weiter, "ist es vor diesem Hintergrund unverantwortlich, dass inzwischen für Arbeitlose, die Arbeitslosengeld II beziehen, noch nicht einmal Beiträge in die Rentenversicherung eingezahlt werden." Die Konzepte der Bundesregierung mit der sogenannten „Lebensleistungsrente“ haben sich laut DGB als Etikettenschwindel erwiesen. Der geringe Zuschlag, den Renterinnen und Rentner daraus erwerben, ist an die Pflicht gebunden, während des Arbeitslebens zusätzlich private Altersvorsorge zu treffen. Dazu seien jedoch gerade die Betroffenen wegen ihrer niedrigen Einkommen nicht in der Lage. Um die steigende Altersarmut einzudämmen, fordert der DGB den Verzicht auf die Absenkung des Rentenniveaus. Ein Modell des DGB zeige, dass die Sicherung der Renten auf altem Niveau durchaus finanzierbar ist. Der Rentenbeitrag müsse dazu bis zum Jahr 2030 nicht einmal höher steigen, als es vom Gesetzgeber ohnehin geplant ist. Es komm allerdings entscheidend darauf an, noch in diesem Jahr die Anhebung des Beitragssatzes zu beschließen und eine Demografie-Reserve aufzubauen. Dafür reichen schon moderate Beitragssteigerungen von jährlich maximal 0,3 Prozentpunkten aus. Durchschnittsverdienende müssen dafür jedes Jahr lediglich 4,05 Euro mehr im Monat aufbringen.“