Portrait Beate Jung-Dauer
Beate Jung-Dauer (Foto: privat).
18.05.2023
Archivmeldungen 2023

Seit über zehn Jahren ist sie bei der Sozialkasse Bau (SOKA-BAU) für die Kolleg:innen da, seit gut einem Jahr als Arbeitnehmerberaterin für die norddeutschen Länder. Grund genug, um Beate Jung-Dauer einmal auf den Zahn zu fühlen: wie sieht sie die Arbeit der SOKA-BAU? Was sind ihre Schwerpunkte, wie profitieren die Bauleute von ihrer Arbeit?

 

 

igbau-hamburg.de: Seit Frühjahr letzten Jahres bist Du als Arbeitnehmerberaterin der SOKA-BAU für die norddeutschen Bundesländer im Einsatz, auch persönlich hat es Dich aus Mainz in den Norden - konkret nach Ostholstein - verschlagen. Was hat Dich an der Aufgabe gereizt - und am Norden?

 

Beate Jung-Dauer: Die Aufgabe hat mich seit meinem Start bei der SOKA-BAU vor 10 Jahren überzeugt: den Bauarbeiter:innen zu ihrem Recht zu verhelfen, sie zu beraten, zu informieren.

2013 startete ich als Abteilungsleiterin des Kundenservice für Arbeitnehmer und Rentner. Mit den Beratern im Außendienst war ich regelmäßig im Austausch und hatte damals schon Freude an der Beratung von unseren Kolleg:innen bei den Baufirmen.

Der Norden hat mich schon seit mehr als 30 Jahren regelmäßig zur Vielfahrerin gemacht. Viel Wasser, Seeluft, Wind, Fischbrötchen und nicht so hohe Temperaturen mag ich schon immer. Mein Mann hat sich anstecken lassen, und meiner Mutter gefällt es hier auch gut. Und so sind wird 2021 mit Sack und Pack und zwei alten Katern umgezogen.

igbau-hamburg.de: Mit dem Urlaubsverfahren der Bauwirtschaft, der Unterstützung der Berufsausbildung, der ZusatzRente oder der Absicherung von Arbeitszeitkonten ist die SOKA-BAU inhaltlich breit aufgestellt. Bearbeitest Du als Arbeitnehmerberaterin alle diese Themen oder hast du Schwerpunkte?

Beate Jung-Dauer: Ja, zu all diesen Themen hab ich was zu sagen. Wer aber ein konkretes Angebot oder eine Beratung zur Zahlung der ZukunftPlus-Rente (TZR) hat, wendet sich am besten an Torsten Faustmann – der ist auf die ZukunftPlus spezialisiert. Die vom Arbeitgeber finanzierte Zusatzrente, viele nennen es die „SOKA- oder ZVK-Rente“, ist jedoch bei mir richtig aufgehoben (Torsten Faustmann: [Bitte aktivieren Sie Javascript]; mobil: 0171 632 50 93, d. Red.).

Die meisten der überbetrieblichen Ausbildungszentren im Norden besuche ich, um die Auszubildenden im 2. Lehrjahr über die Leistungen der Sozialkasse zu informieren. Im Winterhalbjahr finden viele Betriebsversammlungen statt. Etliche Betriebsräte laden mich ein, um dort die Kolleg:innen zu den Leistungen von SOKA-BAU zu informieren. Immer wieder gibt es auch Termine zu Renteninformationstagen, also: wann kann wer abschlagsfrei in Rente gehen, ist da das zentrale Thema. Zu vielen Betriebsratsgremien habe ich regelmäßig Kontakt, um deren Fragen rund um SOKA-BAU zu besprechen.

igbau-hamburg.de: Mal abgesehen von den Erwartungen und Aufgaben, die an Dich herangetragen werden: was sind Deine persönlichen Ziele in der Beratung und Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen?

Beate Jung-Dauer: Worum es mir geht, ist möglichst lückenlos zu informieren. Das heißt, das Thema Information ist mir sehr wichtig: Damit alle wissen, was ihnen per Gesetz zusteht und worum sich jeder selbst kümmern muss. Und natürlich welche Unterstützung es gibt.

igbau-hamburg.de: Die "SOKA-Rente" wird bald 66 Jahre alt - wie viele Bauleute profitieren bereits davon?

Beate Jung-Dauer: Das sind echt beeindruckende Zahlen. Die Sozialkasse hat über 2,1 Millionen Versicherte. Von den rund 335.000 Zusatzrente-Empfängern erhalten fast 50.000 seit über 25 Jahren Zusatzrenten. Bei der ZukunftPlus (TZR) waren es 2021 schon über 110.000 Verträge und rund 68 Mio. EUR Beiträge im Jahr.

Schaubild zur Soka-Bau
Sozialkasse in Händen von Bauarbeitgebern und Gewerkschaft: die SOKA-Bau.

Die meisten der Gewerblichen - etwa 46% - gehen übrigens mit durchschnittlich 64 Jahren in die Rente für Besonders langjährig Versicherte. Bei den Angestellten sind es 41%. Rund 20% erhalten mit durchschnittlich 58 Jahren und 4 Monaten eine Rente wegen Erwerbsminderung, bei den Angestellte nur etwa 7%. (Weitere Zahlen auf www.soka-bau.de, d. Red.).

igbau-hamburg.de: Warum sind es nicht noch mehr? Was hindert Kolleg:innen heute daran, eine "ZukunftPlus"-Rente abzuschließen?

Beate Jung-Dauer: Da ist natürlich viel Vermutung im Spiel – wenn ich bei den Auszubildenden bin, wissen die häufig noch nichts darüber. Manche entscheiden sich für den Zuschuss des Arbeitgebers für vermögenswirksame Leistungen, was letztlich den Vorteil der geringeren Lohnsteuer verschenkt, oder sie brauchen ihren Lohn für andere Dinge als die Rentenvorsorge.

igbau-hamburg.de: Auf dem Bau läuft in Sachen Urlaub nichts ohne die SOKA-BAU. Was bedeutet das für die Kolleg:innen, etwa im Vergleich mit anderen Branchen?

Beate Jung-Dauer: Schon für die Angestellten in Baufirmen ist der Unterschied spürbar: Urlaube sollen im Kalenderjahr genommen werden, in dem sie entstehen bzw. spätestens bis 31. März des Folgejahres, und wenn der Arbeitgeber die Angestellten dazu auffordert, müssen sie das tun, sonst verschenken sie ihren Urlaub.

Die Gewerblichen haben zwei Jahre Zeit, die Urlaubstage zu nehmen. Für den Fall, dass mal ein Jahresurlaub nicht komplett genutzt werden konnte, ist eine Auszahlung für entgangenen Urlaub durch die Sozialkasse möglich. Aber für Urlaubstage ab 2023 gilt: Urlaub nehmen bringt mehr Geld, als auszahlen lassen!

igbau-hamburg.de: Macht die SOKA-BAU auch Angebote an Beschäftigte anderer Branchen? Gibt es Entwicklungen in diese Richtung?

Beate Jung-Dauer: Die Tarifvertragsparteien – also Arbeitgeberverbände und die IG BAU – sind die Eigentürmer von SOKA-BAU und erwarten von der Sozialkasse die Pflichtverfahren umzusetzen. Heißt: unsere Kunden stehen fest und nur darauf konzentrieren wir uns.

igbau-hamburg.de: Wenn die Kolleg:innen Fragen oder Beratungsbedarf haben - wie und zu welchen Themen können sie Dich erreichen?

Beate Jung-Dauer: Meine Schwerpunktthemen sind Urlaub, Zusatzrente und überbetriebliche Ausbildung. Außerdem bin ich als ehrenamtliche Versichertenälteste für die Deutsche Rentenversicherung in Ostholstein tätig und darf Rentenanträge aufnehmen.

Mich erreicht man über E-Mail [Bitte aktivieren Sie Javascript] oder telefonisch 0151 42 64 06 63.

igbau-hamburg.de: Vielen Dank für das Gespräch und weiter viel Erfolg bei der Betreuung der Kolleg*innen! 

 

Das Interview führte Olaf Harning.