Foto: IG BAU.
11.08.2020
Archivmeldungen 2020
Auf immer mehr Baustellen in Hamburg wird gegen Abstands- und Hygieneregeln verstoßen. Das kritisiert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Viele Firmen nähmen die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus nicht ernst genug, so die Gewerkschaft. Die Probleme reichten von fehlenden Desinfektionsmitteln bis zu Sammeltransporten im Firmenauto. Bauunternehmen dürften jedoch nicht am Arbeitsschutz ihrer Beschäftigten sparen, betont IG BAU-Bezirksvorsitzender Matthias Maurer.
Immer häufiger werde wieder „im alten Trott“ gearbeitet – wie vor der Corona-Pandemie. Viele Bauunternehmen blendeten die Gefahr einer Infektion mit dem Covid-19-Virus inzwischen einfach aus, so die IG BAU. Bei ihren Baustellen-Visiten stoße die Gewerkschaft auf „grobe Corona-Sünden“: „Oft ist nicht einmal das Händewaschen möglich. Ein Waschbecken mit Seife und fließendem Wasser – Fehlanzeige. Von Desinfektionsmittel-Spendern ganz zu schweigen. Aber auch Sammeltransporte in Bullis sind schon längst wieder an der Tagesordnung. Genauso Frühstücks-und Mittagspausen dicht an dicht im Bauwagen“, sagt Matthias Maurer.

Corona-Schutz auf dem Bau koste – wie in anderen Bereichen der Wirtschaft auch – Geld. Das seien allerdings notwendige Kosten, die die Bauunternehmen in Hamburgnicht scheuen dürften, fordert die IG BAU Hamburg: „In der Corona-Pandemie zeigen Baubeschäftigte in Hamburg volle Leistung. Dafür haben sie auch vollen Gesundheitsschutz verdient.“
 

Matthias Maurer (Foto: Harning).

Der IG BAU-Bezirksvorsitzende Maurer appelliert an die Baubeschäftigten in Hamburg, strikt darauf zu achten, sich zu schützen: „Regelmäßiges Händewaschen, Schutzmasken und das Arbeiten mit Abstand gehören zu den To-dos auf dem Bau. Denn Corona-Schutz ist Arbeitsschutz. Und den müssen Beschäftigte notfalls selbstbewusst einfordern“, macht Maurer deutlich
Dass das Arbeiten unter freiem Himmel das Infektionsrisiko reduziere, sei nur die halbe Wahrheit. Spätestens beim Innenausbau und beim Sanieren sehe das schon ganz anders aus. Zudem lauere bei gemeinsamen Pausen eine hohe Infektionsgefahr. Ebenso auf dem Weg zur Baustelle im Sammeltransporter: „Hier müssen Arbeitgeber Einzelfahrten möglich machen – und den Bauarbeitern dafür auch etwas bieten“, fordert Matthias Maurer. An-und Abfahrten zwischen Wohnort und Baustelle würden bislang in der Regel nicht entschädigt. „Dabei legen Bauarbeiter oft enorme Strecken zurück. Das ist verlorene Zeit für sie“, kritisiert der IG BAU-Bezirksvorsitzende. Für diese Wegezeit nichts zu bekommen, sorge für immer mehr Unmut und Ärger unter den Bauarbeitern. Immerhin diktiere der Chef, wer wann zu welcher Baustelle fahren müsse.

Die Wegezeit ist für einen Großteil der Baubeschäftigten in Hamburg längst zu einem „wunden Punkt“ geworden, so die IG BAU. Trotzdem hätten die Arbeitgeber bei den Tarifverhandlungen für das Bauhauptgewerbe zur Wegezeit kein Angebot auf den Tisch gelegt. „Auch in puncto Lohn und Gehalt kam nichts von den Arbeitgebern. Sie gehen stattdessen auf Konfrontationskurs“, so Matthias Maurer.

Die IG BAU werde jedoch nicht lockerlassen: „Gerade auch nach den Erfahrungen, die viele Baubeschäftigte in der Corona-Pandemie gemacht haben und nach wie vor machen müssen, wird die IG BAU die Wegezeit in der bevorstehenden Schlichtung wieder auf den Verhandlungstisch packen.“ Dies wird, so die Erwartung der IG BAU, in der letzten Augustwoche (voraussichtlich am 26. August) der Fall sein.

Im Fokus der Verhandlungen steht dann auch die Lohnforderung der IG BAU: ein Plus von 6,8 Prozent, mindestens jedoch 230 Europro Monat mehr für die Baubeschäftigten. Darüber hinaus sollen Azubisaller Ausbildungsjahre 100 Euro zusätzlichim Monat erhalten. „Mehr Arbeitsschutz und mehr Lohn –das hat der Bau verdient. Und die Bauunternehmer können es sich leisten. Denn der Bau boomt –auch in Hamburg“, sagt Matthias Maurer.

Hier geht es zu den Corona-Arbeitsschutz-Standards der IG BAU:
www.igbau.de/Informationen-zu-Corona.html