Eine Beiratssitzung im Dezember 2013 (Foto: IG BAU).
06.06.2016
Archivmeldungen 2016
Drei Fusionen im Bereich der Ortsverbände, eine stärkere Gewichtung der Fach- und Betriebsgruppen und der Erfolg in der Tarifauseinandersetzung des Bauhauptgewerbes - das waren die Themen einer arbeitsreichen Sitzung des Hamburger Bezirksbeirats am 2. Juni.
Am 25. März 2017 stellt sich die IG BAU Hamburg für die kommenden vier Jahre neu auf, doch schon im Herbst dieses Jahres beginnt der Vorlauf für den Bezirksverbandstag: Sowohl die Ortsverbände, als auch die Fach- und Personengruppen wählen ihre Vorstände und Delegierten neu. Genau deshalb mussten Vorstand und Beirat des Bezirksverbands Hamburg nun einige Weichenstellungen vornehmen - und auch das ein- oder andere Problem lösen.

Etwa das der schwindenden Bedeutung der Ortsverbände. Mehr als 20 örtliche Gliederungen zählte die damalige Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden in den 60er Jahren in Hamburg, und das alleine nördlich der Elbe. Elf sind es heute im gesamten Großraum Hamburg und auch deren Tage sind - wenn man es mal salopp ausdrücken will - wohl gezählt. Hintergründe dieser "Strukturkrise" sind der schwindende Einfluss des Bauhauptgewerbes, das die Ortsverbände traditionell am stärksten geprägt hat und der Wegfall der "Informationsfunktion" der OV-Versammlungen. Strömten die Mitglieder der 50er und 60er Jahre schon alleine deshalb in die Sitzungen, um Tarifinformationen, Hinweise zur Arbeitsmarktlage und arbeitsrechtliche Tipps zu erhalten, können sie dieserlei Informationen heute mühelos online erhalten oder telefonisch abfragen.
 

Ehrenamtler Klaus Bernard, der zuletzt deutlich für die Stärkung der Fachgruppen warb. Auch sein Ortsverband Hamburg-Nordwest wurde auf der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats mit Hamburg-Nord zusammengeführt (Foto: IG BAU).

Um dennoch mit funktionstüchtigen und nicht zuletzt auch satzungskonformen Strukturen in die Organwahlen zu gehen, hat der Bezirksbeirat in seiner Juni-Sitzung beschlossen, die Ortsverbände Bergedorf und Lauenburg, Hamburg-Mitte und Billstedt, sowie Hamburg-Nordwest und -Nord zusammenzuführen. Auch bei den Delegierten wird der Entwicklung Rechnung getragen: Die für Tarifpolitik und betriebliche Fragen zuständigen Fach- und Betriebsgruppen erhalten mit 60 Prozent der Delegiertenmandate deutlich mehr Einfluss auf die Geschicke der IG BAU Hamburg, nur noch 40 Prozent der Mandate entfallen auf die Ortsverbandsebene.

Da es ähnliche Entwicklungen auch in anderen Bezirksverbänden gibt, wird für den nächsten Gewerkschaftstag eine Satzungsdiskussion erwartet, die die Ortsverbandsebene neu bewertet. Neben Positionen, die die Auflösung der Ortsverbände und eine vollständige Konzentration auf die Fach- und Betriebsgruppen fordern, gibt es Ideen, die OV-Ebene künftig durch zentrale Mitgliederversammlungen des gesamten Bezirksverbands zu ersetzen. Die noch funktionierenden Ortsverbände könnten ihre Arbeit dann parallel fortsetzen. In diese Richtung geht auch die Entscheidung des Bezirksverbands Schleswig-Holstein Nord, seine Delegierten künftig im Rahmen einer zentralen Versammlung zu wählen.
Neben Strukturen und Organwahlen diskutierten die 26 anwesenden Beiratsmitglieder im Landhaus Jägerhof vor allem den vorliegenden Tarifvorschlag für das Bauhauptgewerbe. Neben einem Lohnplus von 2,4 Prozent (rückwirkend zum 1. Mai 2016), bzw. 2,2 Prozent (zum 1. Mai 2017) für Bauleute im Westen, sieht der auch mehr Geld für Auszubildende und Vereinfachungen bei wohnortfernen Baustellen vor. Die Bundestarifkommission der IG BAU hat den Tarifvorschlag bereits mit großer Mehrheit angenommen.

Kritik gab es lediglich an der Auslöse-Regelung: Weil die Arbeitgeber künftig pauschal 24 Euro pro Arbeitstag zahlen sollen, in vielen Großunternehmen aber zuletzt höhere Auslösen vereinbart wurden, gibt es bei der Neuregelung nicht nur Gewinner. Immerhin: Per Haustarifvertrag können auch künftig höhere Zahlungen vereinbart werden, der Tarifvertrags-Entwurf gibt den Betriebsräten dafür das Instrument der Einigungsstelle an die Hand, sollten Verhandlungen alleine kein Ergebnis bringen. Und noch einen "Bonbon" hält der Tarifvertragsentwurf bereit: Die Laufzeit des Doppelabschlusses beginnt rückwirkend am 1. Mai 2016 und beträgt nur 22 Monate. Schon zum 1. März 2018 muss also neu verhandelt werden. Kein Wunder also, dass sowohl Regionalleiter Nord André Grundmann, als auch der Hamburger Bezirksvorsitzende Matthias Maurer das Tarifergebnis als Erfolg werten.

Olaf Harning