Das Tarifergebnis 2018 im Einzelnen (Grafik: IG BAU).
06.06.2018
Archivmeldungen 2018
Geschafft! Nach der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) haben vergangene Woche auch die Arbeitgeberverbände dem Schlichterspruch für das Bauhauptgewerbe zugestimmt. Am Ende nickte sogar der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein das Tarifwerk ab, obwohl zunächst 80 Prozent seiner Mitgliedsunternehmen "Nein" gesagt hatten. Auf den Baustellen heißt das jetzt: 5,7 Prozent mehr Lohn und Gehalt rückwirkend zum 1. Mai - dazu mehrere Einmalzahlungen und eine Stärkung des 13. Monatseinkommens.
„Wir haben einen qualitativ hochwertigen Tarifvertrag abgeschlossen, den die Beschäftigten mit ihrer fachlichen Leistung gerade jetzt in der Hochkonjunktur mehr als verdient haben", sagte der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. "Es war nicht leicht, die Arbeitgeberseite davon zu überzeugen, dass die Beschäftigten an dem Bau-Boom endlich angemessen beteiligt werden müssen. Mit ihrer Entscheidung haben die Arbeitgeber sich zwar Zeit gelassen, am Ende hat aber die Vernunft obsiegt“.
 

Mitglieder der Hamburger Fachgruppe beraten über den Schlichterspruch ...

... und nehmen ihn mehrheitlich an (Fotos: Bernard).

Zwei Wochen zuvor hatten noch mehr als 1.500 Bauleute vor dem Ort der Schlichtungsverhandlungen demonstriert - 250 aus der Region Nord (Foto: IG BAU).

 
Der Stellvertretende Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers ergänzte: „Die Baubeschäftigten haben mit ihrer machtvollen Demonstration in Berlin, mit Protest-Aktionen in der gesamten Republik und ihrem Einsatz im eigenen Betrieb mehr als deutlich gezeigt, dass sie hohe Erwartungen an die Lohnrunde haben und bereit sind, diese durchzusetzen. Mit ihrer Zustimmung haben die Arbeitgeber einen drohenden Arbeitskampf abgewendet.“

Das Schlichtungsergebnis sieht ab Mai 2018 ein Plus im Westen von 5,7 Prozent und im Osten von 6,6, Prozent vor. Für 2019 gibt es dort einen weiteren Schritt von 0,8 Prozent. Die Laufzeit beträgt 26 Monate. In dieser Zeit erhalten die Beschäftigten im Westen 1100 Euro Einmalzahlungen in drei Schritten, im Osten kommt eine Einmalzahlung in Höhe von 250 Euro hinzu. Zudem regelt der Schlichterspruch einen Stufeneinstieg in ein bundesweites 13. Monatseinkommen sowie die Ausbildungskosten und eine perspektivische Lösung für bezahlte Wegezeiten zu den Baustellen.

Kein Wunder, dass auch die Kollegen der Hamburger Fachgruppe dem Ergebnis mit deutlicher Mehrheit zustimmten. Auf einer Versammlung am 22. Mai (siehe Fotos) gab es zwar vereinzelt Kritik an der langen Laufzeit und der fehlenden Tabellenwirkung der Einmalzahlungen - im Großen und Ganzen aber herrschte im Sitzungszimmer des Bundeshauses "Eitel Sonnenschein".

Sonderfall Hochtief

Auch die Beschäftigten des Baukonzerns HOCHTIEF in Deutschland bekommen rückwirkend zum Mai mehr Geld. Nach fünf Verhandlungsrunden einigte sich die IG BAU mit dem im Januar 2017 aus dem Arbeitgeberverband ausgetretenen Unternehmen in letzter Sekunde auf ein Ergebnis, das im wesentlichen dem Flächentarifvertrag entspricht.

Demnach erhalten die Hochtief-Beschäftigten rückwirkend zum 1. Mai 2018 4,0 Prozent, zum 1. Januar 2019 noch einmal zwei Prozent und zum 1. Januar 2020 1 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Dazu kommen Einmalzahlungen für gewerbliche Beschäftigte in Höhe von 1.100 Euro und für Angestellte in Höhe von 500 Euro. Die Ausbildungsvergütung steigt bundesweit um monatlich 65 Euro, darüber hinaus wurde die Gründung einer technischen Kommission vereinbart, die für die strategischen Themen wie bezahlte Wegezeit zu den Baustellen, Eltern-Bonus und Sabbatical innerhalb von 15 Monaten Lösungsvorschläge erarbeiten soll.

IG BAU/Olaf Harning